Schon in der letzten Ausgabe unserer Verbandsnachrichten haben wir über diese Ortschaft in der Moldau berichtet, die seit annähernd 35 Jahren kein unverseuchtes Trinkwasser mehr hat. Es ist unglaublich, wie wenig die verantwortlichen Stellen der Moldau, trotz vieler Bittschreiben der Bürger und ihres Bürgermeisters, dieses Problem beachteten. So ist es in Europa wohl einzigartig, dass innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren in einer Ortschaft mit nur 2500 Einwohnern allein 73 Menschen an Krebs gestorben sind und es so unglaublich viele Krankheiten gibt, deren ausschließliche Ursache in der desolaten Wasserversorgung liegt. Wasser ist doch die Grundlage allen Lebens!
Nachdem wir sehr eingehend Kontakt mit dem zuständigen Bürgermeister Ion Katz aufgenommen haben, konnte ich mir im August dieses Jahres einen genauen Überblick verschaffen. In vielen Gesprächen mit Wasserbauingenieuren, dem epidemiologischen Institut der Moldau und Bauern, die seit Generationen ihre Ländereien bewirtschafteten und über fundierte Kenntnisse verfügen, was in der Sowjetzeit an Kolchosenmisswirtschaft in Bezug auf Überdüngung stattfand, Kostenanalysen und Vereinbarungen über freiwillige Mitarbeit der Bevölkerung an einer durch uns initiierten neuen Tiefbrunnenbohrung, kamen wir zu dem Ergebnis, dass wir an einem solch wichtigen Projekt nicht vorbeikommen werden und es als Priorität einstufen. Zunächst musste natürlich geprüft werden, ob wir es uns mit Blick auf die zurückgehenden Geldspenden überhaupt leisten können und dürfen, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Für mich ist es jedes Mal sehr schwierig, mit den Verantwortlichen der Gemeinden nicht in zu intensiven Kontakt zu kommen, weil dies in deren Erwartungshaltung dann als eine Zusage verstanden wird. Seitens der Gemeinden wurden schon ein-mal Kostenkalkulationen erstellt, die aber Positionen enthalten, die überhaupt nicht notwendig sind. Auch die Mitarbeit der Bevölkerung findet in diesen Kalkulationen keinen Niederschlag. Bei uns ist es ja auch undenkbar, dass die Bürger zur persönlichen Mitarbeit aufgefordert werden. Was die Material- und Preisgestaltung betrifft, sind in diesen Kalkulationen Summen genannt, die fern jeder Realität sind.
Wir haben uns tagelang hingesetzt und kalkuliert, Materialien zusammengestellt, Preise verglichen, Verhandlungen geführt und in Form einer Bürgerversammlung die Menschen der Gemeinde Cigirleni zur Mithilfe aufgefordert. Die Bereitschaft dieser Menschen zur Mithilfe hat mich sehr erstaunt. So wurde ihnen übertragen, in eigener Regie die notwendigen Ausschachtungsarbeiten für die Leitungsgräben mit einer Länge von 2500 m und einer Tiefe von 1,90 m zeitgerecht durchzuführen. Außerdem sind die Leitungen unter fachlicher Aufsicht durch die Bürger selbst zu verlegen, die Kosten für die elektrische Schaltstation trägt die Gemeinde Cigirleni. Die Tiefbohrung mit 230 m wird durch eine Fachfirma durchgeführt, ebenso die Durchführung und Überwachung des gesamten Projektes. Mit den verantwortlichen Bauingenieuren haben wir einen verbindlichen Kostenvoranschlag in Höhe von 50072,84 Euro vereinbart – mit einem feststehenden Wechselkurs, um das Risiko von Wechselkursschwankungen abzufedern. Hierbeiliegen wir etwa 8000 Euro unter der ersten fachlichen Schätzung. An Arbeiten fallen an: die Bohrung mit 230 m Tiefe, die Reinigung der Bohrung, das Einbringender Metallwandung und notwendigen Steigrohre, die Hochleistungswasserpumpe, Elektromaterialien, 3 Wasserreservoire, 4350 m Polyethylenrohr mit Trinkwasserzulassung, diverse Ventile, Metallfarben und sonstiges Zubehör. Außerdem fallen Transportkosten an. Anfang November 2009 standen uns erst 15 000 Euro an Spendengeldern zur Verfügung und so baten wir unsere Printmedien, SÜDKURIER und WOCHENBLATT, um Veröffentlichung unseres Wasserbauprojektes, verbunden mit der Bitte einen Aufruf zustarten, bei dem die Bevölkerung um Spenden für dieses so wichtige Projekt gebeten wird. Ich habe die Hoffnung, dass es uns gelingt, unseren Mitbürgern die eminente Bedeutung des wichtigsten „Lebensmittels“ Wasser deutlich vor Augen zu führen. Es wird für sehr viel sinnlosere Projekte gesammelt. Ob unsere Printmedien allerdings mitmachen, bleibt die Frage. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, die Finanzen zusammen zubekommen. Besonderen Dank sagen möchte ich an dieser Stelle dem Fruchthof und seinen Mitarbeitern in Konstanz, die schon seit vielen Jahren ein hohes Engagement im humanitären Bereich für unsere Aktivitäten an den Tag legen. Das Erkennen der Notwendigkeit, unsere Umwelt zu schützen und sauberes Wasser als das wichtigste Lebensmittel einzustufen, hat dazugeführt, dass das Haus FRUCHTHOF in Konstanz erneut einen vierstelligen Spendenbetrag speziell für das Wasserprojekt in Cigirlenizur Verfügung stellte.
Anfang November hatte ich persönliche Gespräche mit der Regierung der Moldau vereinbart, da wir ja offiziell der vorherigen kommunistischen Regierung einen Stopp aller unserer Aktivitäten mitgeteilt hatten. Die Repressalien beider Zollabfertigung unserer Hilfstransporte waren schlichtweg nicht mehr zumutbar. Zu keinem Zeitpunkt haben wir jemals irgendwelche Zugeständnisse oder Leistungen erkauft, auch „Bakschisch“ war mit uns nie zu machen. Vermutlich waren dies die wesentlichen Ursachen für all die Ärgernisse. Tatsache ist, dass wir am 2.November 2009 mit der Bohrung des Tiefbrunnens begonnen haben und die gesamten Arbeiten spätestens am 23. Januar 2010 beendet sein müssen. Am 10. November waren wir vor Ort und konnten uns vom raschen Fortgang der Arbeiten ein Bild machen. Die notwendigen Genehmigungen wurden bereits im Voraus erledigt. Mit Hochdruck war man dabei, die Leitungen zu verlegen. Die hierfür notwendigen Gräben wurden mit einem Spezialbagger ausgehoben, den die Bürger der Gemeinde Cigirleni organisiert hatten. Sie weisen eine Tiefe von1,90 m auf und damit ist garantiert,dass das Wasser nicht gefriert. In diesen Gräben wurden bereits am 10. November die speziellen Kunststoffwasserleitungen sowie das notwendige Elektrokabel verlegt. Mit den zuständigen Ingenieuren und dem Bürgermeister konnte ich das Projekt vor Ort besprechen und hatte einen sehr positiven Eindruck. Wir hoffen, dass wir bereits zu den Weihnachtsfeiertagen der Bevölkerung das für sie größte Weihnachtsgeschenk machen kön-nen – frisches sauberes Trinkwasser, nach 35 Jahren. Zu den Weihnachtstagen erwarten wir das “Plop” des erstensauberen Wassertropfens.
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