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Die traurige Geschichte älterer Menschen, die in unseren Suppenküchen um Nahrung anstehen
Sie haben ein ganzes Leben lang gearbeitet. Jetzt sind sie alt, für die Gesellschaft nicht mehr zu brauchen und müssen von der Gnade fremder Spender leben. Es ist die traurige Geschichte hunderter alter Menschen, die jeden Tag, besonders in der kalten Jahreszeit, in die Sozialkantine kommen. Mit jedem Jahr steigt der Bedarf an warmem Mittagessen für benachteiligte Personen. Für einige von ihnen ist diese Form der Nahrungsmittelhilfe, die sie hier erhalten, die einzige warme und ausreichende Mahlzeit!
Ich weiß nicht, was wir ohne diese Sozialkantine tun würden, sagt mir eine etwa 70-jährige Frau. Ohne diese Hilfe ginge es uns sehr viel schlechter. Hier treffen wir unsere gleichen Schicksalsgenossen, tauschen uns aus und fühlen uns nicht mehr als Ausgestoßene. Die Portion, die wir erhalten, teilen wir in zwei Teile auf, damit wir abends nicht hungrig ins Bett gehen“. Die meisten, die hierherkommen, haben gar keine oder nur eine magere Rente. Es reicht kaum für die Energiekosten, wie Strom und Gas, geschweige denn um die notwendigen Medikamente zu kaufen. Eine so genannte gesetzliche Krankenversicherung gibt es, sie funktioniert jedoch in aller Regel nicht. Den ganzen Sommer spare ich so viel wie möglich, damit ich die Heizung im Winter bezahlen kann, sagt eine andere Frau, trotzdem schaffe ich es nicht. Daher heize ich meine Wohnung nur noch gelegentlich“. Ein anderer sagt: „Wir leben hier von der Gnade, meine Schulden gegenüber den Kommunaldiensten belaufen sich auf über zwanzigtausend moldauische Lei (ca. 1000 Euro)“… Ich glaube, ich würde verhungern, wenn ich nicht die Möglichkeit hätte hin und wieder Nahrungsmittel in Mülltonen zu finden. Gestern habe ich meine monatliche Rente erhalten und diese ausgegeben, um meine Schulden zu begleichen, sagt einer der wenigen anwesenden Männer„
Das Mittagessen ist für 12:00 Uhr angesetzt. Die ersten Bedürftigen treffen schon gegen 10:00 Uhr ein. Sie warten wie brave Kinder, tauschen sich gedanklich aus und sprechen sich gegenseitig Mut zu. Sobald das Mittagessen angeboten wird, holt fast jeder seine Einmachgläser von zu Hause heraus und packt einen Teil seiner Essensration ein.
Viele von ihnen sind alleinstehend, nutzen die Gelegenheit ihres Aufenthaltes in der Sozialkantine um mit anderen zu kommunizieren und beeilen sich nicht nach Hause zu gehen. Alles ist sehr lecker, hier wird gut gekocht, alles ist frisch“, höre ich bei der Verabschiedung. Mit einem Lächeln verabschiede ich die Menschen, wobei mir viele Gedanken durch den Kopf gehen. Ist es nicht eine himmelschreiende Situation, dass im 21. Jahrhundert in Europa tausende Menschen immer noch an Unterernährung und Hunger leiden? Die Diskrepanz zwischen Arm und Reich hat unverzeihliche Höhen erreicht! Ein sehr bekannter europäischer Fußballspieler verdient, laut Medien, 600.000 Euro pro Tag und zahlt 31.000 Euro für zwei Flaschen Wein in einem Restaurant. Im Vergleich zu ihm kostet eine warme Mahlzeit für eine bedürftige Person in Moldau etwa 1,5 Euro. Für viele bleibt selbst diese Mahlzeit ein Traum…
Ihr Dirk Hartig
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