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MFOR Paketverteilung in Leova
Als besonders krass empfanden wir die Situation eines alten Mannes, der laut Aussage des Bürgermeisters sein vollständig zusammengebrochenes Anwesen nicht verlassen wollte. Es handelte sich um einen ehemaligen Schmied namens Tudor Inculet, der sich angrenzend an seine zusammengebrochene Hütte einen kleinen Schopf gebaut hatte, in dem er vegetierte.
Als wir ankamen, herrschten Minus 18°C. Der Bürgermeister meinte, wir sollten ihn hier in diesem zusammen gebrochenen Anwesen aufsuchen. Ich meinte, dass dies wohl nicht mehr möglich wäre, da der Schnee bis aufs Fundament zu sehen sei und hier niemand mehr leben könne. Er belehrte mich eines Besseren. Da Spuren im Schnee darauf hindeuteten, dass hier jemand gegangen sein musste, machten wir uns, mit einem Paket „bewaffnet“ auf, um fündig zu werden.
Nachdem der Bürgermeister die Türe geöffnet hatte, fanden wir nur eine Liegestatt vor, die vollständig mit Lumpen bedeckt war. Als wir näher traten, bewegte sich der Berg von Lumpen, und eine bärtige Gestalt kam zum Vorschein. In der Bude war es genauso kalt wie außerhalb. Zwei Holzkrücken, an der Wand hängende Jacken, eine mit einer gefrorenen roten Flüssigkeit gefüllte Plastikflasche, ein Beil, Hammer und Amboss, sowie Schmiedeutensilien, Tisch und Stuhl waren zu sehen. Durch die offene Türe und die einstrahlende Sonne geblendet, regte sich ein alter Mann.
Der Bürgermeister, von mir ob des Zustandes angesprochen, erklärte nochmals, dass der Mann sein Anwesen nicht verlassen wollte obwohl er ihm angeboten hatte, ein in der Stadt befindliches beheiztes Asyl aufzusuchen. Wir machten ihm klar, dass er hier erfrieren und verhungern würde. Langsam schälte sich dieser 64 Jahre alte Mann aus den Lumpen heraus, wobei unter diesen ein Hund zum Vorschein kam, mit dem er sich offensichtlich wärmte. Das Tier gab keinen Laut von sich.
Wir erklärten ihm, weshalb wir hier seien und baten ihn, das Angebot des Bürgermeisters anzunehmen, da er hier keine Überlebenschance habe. Er bat mich, ihm die Krücken zu holen, er habe kein Gefühl mehr in den Beinen mehr. Nachdem ich ihm auch die Schuhe angezogen hatte, stand er zitternd auf und konnte sich mit einem Gehstock langsam fortbewegen. Er machte keinen alkoholisierten Eindruck.
Seine monatliche Rente betrug 400 moldauische Lei, was 19,10 Euro entspricht. Nochmals angesprochen, meinte er, dass er nun das Angebot des vorübergehenden Asyls wohl in Anspruch nehmen müsse. Wir wiesen ihn auch auf unser Lebensmittelpaket hin, wobei wir nach einer Kochmöglichkeit suchten, außer einer kleinen, selbst gebauten Schmiedeesse, aber keine fanden. Jegliches Brennmaterial fehlte. Als wir die Hütte verließen, meldete sich ein gegenüberliegender Nachbar und meinte, dass er den alten Mann manchmal mit Essen versorge.
Wir baten den Bürgermeister, ein Auge auf diesen fast erfrorenen Menschen zu haben, was er versprach. Auch mit den Nachbarn besprachen wir die Situation und baten diese, sich zu kümmern. Als wir gingen, stand der alte Mann vor seinem Schopf und sah uns bei beißender Kälte lange nach. Ich werde Eindrücke dieser Art wohl nicht vergessen und hoffe, dass uns die Kraft zu weiterer Hilfe noch lange erhalten bleibe.
Ihr Dirk Hartig
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