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Zinaida Besleaga in Pirjolteni
Das Leben in Moldau hinterlässt immer mehr Menschen, die nirgendwo mehr Anschluss finden. Ich bin tief traurig, dass in meinem Lande, in dem die Armut richtig „zuhause“ ist, die Menschen immer weniger zusammenhalten. Jeder zieht sich in seine Armut zurück, als ob er diese verstecken will.
Auch Frau Besleaga aus Pirjolteni finden wir einsam in einer Ruine. Der Bürgermeister Vasile Stavila, der uns begleitet, erzählt uns, dass es sich bei dieser Frau um eine ehemalige OP- Schwester handelt, die mit ihren 57 Jahren vor dem Nichts steht. Sie ist Niemand, sie ist eine „Ausgeschlossene“. Vor einigen Jahren, als sie erfuhr, dass ihr Mann eine andere Frau hat, ist in ihr einiges kaputt gegangen. Sie hat ihren Mann verlassen und den Boden unter den Füßen verloren.
Nachdem sie auch ihre Arbeit verlor, hat sie total aufgegeben. Vor unseren Augen entsteht ein erschreckendes Bild. In einer Ecke sitzt eine apathische Frau, die uns mit gesenktem Blick leise begrüßt. Sie zeigt keinerlei Anzeichen der Überraschung. Der improvisierte Ofen spuckt und schwängert den ganzen Raum mit Rauch, so dass man nur noch schwer atmen kann. Die Wände sind feucht und schwarz und weisen auf einen Dauerzustand hin. Auf meine Frage, was sie heute gegessen hat, antwortet sie leise, dass sie gerade ihr Mittagessen zubereitet. Dabei zeigt sie uns ein paar Scheiben Kartoffeln, welche sie auf den verrosteten Ofen gelegt hat, um sie dort zu garen.
Ich zeige ungerne offen meine Emotionen, hier aber habe ich schwer mit den Tränen gekämpft.
Verlassen, isoliert, ignoriert, einfach ausgeschlossen lebt diese Frau hier. Wir verabschieden uns, wobei ihr Ingrid die Hand gibt, in der sie ihr verstohlen etwas Geld überreicht. Dann umarmt sie die Frau. Mit Tränen in den Augen, zeigt diese, wie gut ihr die Herzenswärme tut.
Diese Situation ließ uns nicht mehr los, und wir machten uns auf dem Heimweg Gedanken, wie der Frau geholfen werden kann. Ingrid hatte sich vorgenommen, Frau Besleaga eine Freundin zu werden und ihr monatlich Hilfe zukommen zu lassen. In dieser Situation ist Handeln dringend erforderlich geworden. So ist schon einiges passiert.
Ihre Marina Luchian
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