Der Fall Ion Otgon

Zuerst brach mein Körper in zwei Hälften und dann mein Leben!

Ion Otgon ist Familienvater in einer kleinen, abseits der Hauptstadt Chisinau, gelegenen Ortschaft. (Er bat darum, den Ort nicht zu nennen.) Seit vielen Jahren hat er sich bemüht, sein Häuschen sauber und ordentlich zu halten. Ion hat zwei Jungen, denen er eine bessere Zukunft bieten wollte. Ihre schulischen Leistungen waren hervorragend. Sie sollten studieren. Da es für Ion nicht möglich war, einen Arbeitsplatz in Moldau zu finden, beschloss er, zusammen mit anderen moldauischen Bürgern in Russland eine Arbeit anzunehmen. Der Arbeitsmarkt in Russland bietet sehr viele bessere Möglichkeiten.

Dort angekommen, hat er sehr viele Schwierigkeiten angetroffen, da der Status eines illegalen Arbeitnehmers ihm keine Rechte und Garantien sichert, den Lohn für seine Arbeit zu erhalten. Mit 5 anderen Moldauern arbeitete er einen ganzen Sommer auf einer Baustelle. Als es um die Auszahlung des Lohnes ging, hatte man behauptet, dass die Arbeiten qualitativ nicht in Ordnung seien und die Zahlung des Lohnes verweigert (Man bedenke, nach 5 Monaten!).

Diese Erfahrung wird vielfach von Illegalen berichtet. Man kann sich nicht beschweren, da die lokalen Behörden an diesem mafiosen System beteiligt sind. Das ist jedoch noch nicht alles. Die Illegalen arbeiten auf Baustellen, an denen die grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz fehlen. Ions Baustelle hatte ein improvisiertes Gerüst, welches plötzlich zusammenbrach. Er stürzte aus erheblicher Höhe zu Boden, wobei er mehrere Wirbelfrakturen erlitt.

Als er in einem der Moskauer Krankenhäuser aufgenommen wurde, lag er für 10 Tage auf einer Matratze auf dem Boden. Außer Schmerzmittel erhielt er keine weitere Hilfe. Seine Familie hat lange Zeit gekämpft, um das Geld für den Rücktransport nach Moldau zu finden. Victor Ungureanu, ein Arzt, mit dem wir seit Jahren in der traumatologischen Klinik in Chisinau zusammenarbeiten, teilte mit, dass er einen solchen Fall bislang nicht gesehen habe. Die Tatsache, dass ein Mann solange leidet und noch am Leben ist, sei nur durch ein Wunder zu erklären.

Eine sofortige Operation scheiterte an der Tatsache, dass Ions Rücken und das Gesäß völlig vereitert waren und somit erst einmal antiseptische Maßnahmen ergriffen werden mussten. Erst danach hatten wir die Möglichkeit weitere Operationen zu veranlassen. Dr. Ungureanu stellt fest, dass Ion in seinen Beinen noch teilweise Empfindungen verspürt. Er hofft, durch weitere Operationen Erfolge erreichen zu können. Allerdings sind die Aufenthalte in moldauischen Kliniken nicht kostenlos.

Wir werden auf jeden Fall die Kosten von Folgeoperationen übernehmen. Gerne möchten wir Spender bitten, uns hierbei behilflich zu sein. Dr. Ungureanu, mit dem wir schon seit Jahren zusammenarbeiten, teilte mir mit, dass Hoffnung auf Erfolg bestehe. Als wir Ion besuchten, fanden wir ihn in mit leerem Blick und Verzweiflung im Gesicht im Bett liegend. Seine Frau, die ständig um ihn sein muss, kann keiner auch weiter entfernten Arbeit nachgehen.

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