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Dereneu, Unsere Kuh hat Flügel bekommen...
„Serghei Burcovschii empfängt uns mit viel Wärme. Nicoleta und Nichita kommen uns schüchtern entgegen und zeigen ihre Freude. Wir erfahren, dass sie ihren Opa inzwischen beerdigt haben. Jetzt verstehen wir auch warum Serghei unrasiert ist; so verlangt es die Tradition nach dem Tod eines kürzlich verstorbenen Angehörigen.
Auf direktem Weg werden wir in den Garten geführt. Wir sind neugierig, aber auch Serghei ist ungeduldig, uns zu überraschen. 8 Bienenhäuschen erschienen vor uns. Eine Mischung an Freude, aber auch an Entsetzen macht sich in mir breit. Gleich stelle ich die Frage:“ Haben sie die Kuh verkauft“? Serghei lacht. Selbstverständlich nicht,- sagt er, die Kuh ist auf der Weide. Mir fällt ein Stein vom Herzen!
Er erzählt voller Stolz und Dankbarkeit die weitere Geschichte: „Sie haben mir nicht einfach eine Kuh gespendet. Sie haben mir viel Mut und Hoffnung geschenkt. Lange Zeit war ich ohne Hoffnung, ja hilflos! Als meine Frau diese Welt verlassen hat und ich mit meinen zwei Kindern, aber auch mit meinem kranken Vater, alleine geblieben bin, spürte ich keinen Boden mehr unter meinen Füßen. Ich fühlte mich gefangen, da ich wegen der Kinder auch nicht mehr irgendwo arbeiten konnte. Wie sollte das weitergehen?
Durch Ihre Hilfe mit der Kuh bekam ich nicht nur Hoffnung, sondern auch Mut. Ich habe etwas Milch und Quark verkauft. Ein Mann aus unserer Ortschaft, der im Ausland arbeitet, bat mich, seine alte Mutter jeden Tag mit frischen Milchprodukten zu versorgen.
Als Vorschuss sandte er mir etwas Geld. Da ich ein gelernter Imker bin, kam mir der Gedanke, ein paar Bienenvölker zu besorgen.
Serghei holt seine spezielle Kleidung, die Schutz vor den Bienen gibt und fordert mich auf, diese anzuziehen. Er öffnet eines seiner Bienenhäuschen und zeigt uns stolz ein Bienenvolk. Er erzählt uns dabei einiges über die Bienenwelt und man merkt, dass er vom Fach ist. In dieser Gegend gibt es viele Akazien, Linden, schöne Wiesen. Danach dürfen wir den Mai-Honig probieren. Serghei lädt uns zum Essen ein. Es gibt Reis, in Weinblättern eingewickelt. Eine wohltuende, sehr friedliche Atmosphäre macht sich breit, so dass wir noch ein Weilchen da bleiben.
Die Kinder zeigen stolz ihre Zeugnisse der Schule. Nicoleta zeigt ihr Diplom als die beste Schülerin in ihrer Klasse.
Der Mann begeistert uns weiter durch seine Fähigkeiten. Er kann nicht nur Kinderkleidung nähen, Brot backen, sondern auch eine „Kuh zum fliegen bringen“! Wie wenig hat es doch gebraucht, um wieder zum Leben zu kommen. Er hat weitere Pläne und Träume. Wenn er einen kleinen Elektrohobel hätte, würde ich weitere Häuschen bauen und die Bienenvölker vermehren, meint er.
Als wir uns verabschieden, übergebe ich Serghei einen Betrag, von dem er sich den Elektrohobel kaufen kann. Es ist eine sinnvolle Investition, und ich bin mir sicher, dass er sie umgehend nutzen wird. Auf dem Rückweg nach Chisinau machen wir uns Gedanken über die Zukunft dieser Kinder und kommen zu dem Ergebnis, dass hier sicher jemand diese Freude in Form einer wirklich sinnvollen Patenschaft miterleben könnte.
Ihr Dirk Hartig
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