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Neuer schwerwiegender Verbrennungsfall eines 4-jährigen Buben

Am 5. Oktober stand auf meinem Moldauprogramm der turnusmäßige Besuch der Klinik für Kinder mit Brandverletzungen auf dem Programm. Erneut fanden wir ein Kleinkind mit schweren Verbrennungen vor, um das sich das Pflegepersonal wirklich bemühte. Gott sei Dank ist heute gewährleistet, dass diese Kinder schmerzfrei gehalten werden können. Was war passiert?
Die Familie Comaniuc wohnt im äußersten Norden der Republik Moldau, dicht an der ukrainischen
Grenze. Ihre Hütte befindet sich als letzte am Dorfrand, dicht an einem kleinen Wald. Es herrscht große Armut. Vater und Sohn Comaniuc begaben sich in ein Wäldchen, um Brennholz zu sammeln.

Der 4jährige Andrei, nach Auskunft der behandelnden Ärztin neurologisch leicht auffällig, fand Pilze und sonderte sich ab. Er soll angeblich mit seinen 4 Jahren schon unterscheiden gekonnt haben, welche Pilze giftig und welche ungiftig sind. Der Junge hatte beim Pilzsammeln offensichtlich großen Erfolg, denn er brachte eine größere Anzahl Pilze nach Hause. Nach Angaben des Vaters und der Ärzte, hat er mit seinen 4 Jahren einen Topf mit Wasser gefüllt und diesen auf das Feuer gestellt.

Daraufhin hat er die Pilze in den Topf gegeben, um sie zu kochen. (Man überlege, es handelt sich um ein 4jähriges Kind!) Sein Vater sagte, er könne die Pilze unterscheiden und kochen könne er auch schon ein wenig. Andrei erzählte Cristina und mir, dass er mit einer Gabel prüfen wollte, ob die Pilze weich seien. Da er noch klein sei, sei der Topf mit kochendem Wasser auf ihn gefallen. Er habe große Schmerzen gehabt und so lange geschrieen, bis jemand gekommen sei. Mehr wisse er nicht. Jetzt liege er im Krankenhaus und sei festgebunden.

Andrei erkennt das als Strafe, nicht als medizinische Notwendigkeit. Nur langsam konnten
wir das Vertrauen zu ihm aufbauen und er begann zu erzählen.
Cristina kümmerte sich liebevoll um ihn, und man merkte, wie wichtig ein seelischer Kontakt für
das "Würmchen" war. Ich meine, nur Frauen, wahrscheinlich sogar nur Mütter, können hier tiefer
empfinden und Gesprächsblockaden bei schwer traumatisierten Kindern lösen.

Die uns durch die Firma HARTMANN gespendeten Verbandsmaterialien kamen hier sinnvoll zum Einsatz. Wir gehen davon aus, dass Andrei noch sehr lange Zeit, sicher auch über Weihnachten, in
der Klinik verbleiben wird. Wir werden die Familie in unser Hilfsprogramm aufnehmen und versuchen, die ärgste Not zu lindern.

Ihr Dirk Hartig

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